Der Akademiegarten ist seinem Erscheinungsbild nach eine romantisierte, idealisierte Naturform, ein seit Dekaden gepflegter und domestizierter Hort der Sehnsucht nach dem locus amoenus, dem lieblichen Ort. Der Ort, an dem sich Liebende finden, an dem der Bach rein und klar fliest, wohlgeformte Bäume schatten spenden und der Vogelsang so lieblich tönt, auf das jedes Leid vergessen ist. Ein Ort, der sich den Zwängen des Irdischen nicht zu beugen hat, sondern einzig dient zum Zwecke der Lust, des Liebens und der Inspiration.
In manch vergessenem Moment, wenn die Wasser des Teichs gleichförmig ihre Reflektionen ans Ufer tragen, wenn die lichten Säulen der Sonne zwischen den Zweigen gen Himmel ragen, so könnte man vergessen, in einer durchreglementierten, rasengemähten, teichfolienbewärten, mit Öffnungszeiten und Zäunen versehenen Enklave herrschaftlicher Landschaftsarchitektur
zu sitzen, umgeben von dem sprichwörtlichen Unort, dem locus terribilis.
Mit meiner Arbeit "Eremitage" will ich das Spannungsfeld zwischen diesen beiden Polen beleuchten, in dem ein Schutzraum erbaut wird, in dem die Coexistenz jener beiden Orte besungen wird, der die Möglichkeit gibt, über eigenes Sehnen, vergangene Formen des Sehnens und des Ist-Zustandes zu reflektieren, sich klar zu werden über die eigene Verortung dieser beiden konträren Zustände.
Holz, Eichenbaumscheiben, Stahl
Durchmesser: 6,20m
Höhe: 5,00m